wie alles begann

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wie alles begann

Ende der 70er Jahre legte ich mit einem Bekannten die Strecke Frankfurt - Istrien und Retour (bis Augsburg) mit dem Rennrad zurück. Auch damals fuhren wir mit wenig Gepäck und übernachteten in einfachen Hotels bzw. Pensionen. Gerne habe ich mich immer wieder an diese Tour erinnert, auf der ich - bis auf eine kleine Tunneldurchfahrt mit der Eisenbahn - die ganze Strecke mit dem Fahrrad zurückgelegt hatte.

Für meinen damals mittelmäßigen Trainingszustand und mein altes Rennrad - der Fausto Coppy-Rahmen war viel zu groß für mich - eine Leistung von der ich gerne berichtete.

Die Jahre vergingen, aber meine Geschichte erzählte ich immer noch, obwohl sie mittlerweile „abgestanden“ war. Denn sie war nun über 20 Jahre alt und somit fast zu alt, um überhaupt noch wahr zu sein. Und von nicht mehr „wahr“ kam ich dann zu: „War es das schon?“

Natürlich war ich in all den vergangenen Jahren noch Fahrrad gefahren, habe ein Rennrad sogar mit nach Jamaika genommen und dort die ganze Insel in Etappen umfahren und überquert. „It’s too hot for you, white man!“ rief mir eine korpulente Jamaicanerin zu.

Es war heiß, aber es war auch göttlich, mit dem Rennrad an der Küstenstraße entlang zudüsen... Da braucht’s keine weiteren Worte - der geneigte Leser weiß was ich meine.

Nach meinem Jamaicaaufenthalt „verkam“ ich zu einem Gelegenheitsradfahrer. Ein Unfall mit dem Rennrad auf der Straße ließ mich schließlich für viele Jahre auf’s Mountainbiken und Joggen ausweichen - bis mich das Jahr 2000 mit seinem ungewöhnlich warmen Vorfrühling auf das Rennrad zurücklockte. Es herrschte optimales Radlerwetter. Ich fuhr so viel ich konnte (3-mal pro Woche) und bereits zu Ostern befand ich mich in einem so guten Trainingszustand wie lange nicht mehr.

Bald kam mir der Gedanke, es noch einmal bzw. mal wieder mit einer Alpenüberquerung auf dem Rad zum Mittelmeer zu probieren.

Ein Bekannter hatte in Cavalaire an den französischen Mittelmeerküsten ein Hotel gekauft. Dorthin sollte es gehen! Ein neues Rennrad mit 3 Blättern vorne und einer Federgabel wurde bestellt.
 



Ich startete allein mit wenig Gepäck, übernachtete in einfachen Gasthäusern, erreichte das Mittelmeer und düste wieder (tief bewegt) eine Straße am Meer entlang (s. Tour 1). Weil es so schön war, radelte ich im Jahr 2001 die Strecke Frankfurt (Königstein/Ts.) - Sestri Levante (Ialien, östl. von Genua).

In den Jahren 2002 und 2003 ging’s dann wieder ans französische Mittelmeer. Zwischenzeitlich fuhr ich zweimal kreuz und quer über Korfu und einmal über Zypern.

Bei diesen Touren benutzte ich weder Tacho bzw. Kilometerzähler noch Herzfrequenzmesser, sondern konzentrierte mich ganz auf meinen Rhythmus und vermied Überanstrengungen.

Ganz unabhängig von Zeit- und Geschwindigkeitsvorgaben und nur nach meiner inneren Uhr und meinem Willen, bewegte ich mich vorwärts. Ich legte keine Etappenziele fest, suchte mir je nach Laune, Wetter und körperlicher Verfassung nachmittags oder abends eine Unterkunft. Ich fühlte mich frei wie ein Vogel - wie es so schön heißt. Für die Touren nach Frankreich benötigte ich acht Tage, für die Strecke nach Italien sieben Tage.

(Da ich bei der Tour 1 noch Freunde im italienischen La Thuile besuchte dauerte diese Fahrt elf Tage)

Grundvoraussetzung für diese Touren sind eine sehr gute Kondition, die Fähigkeit, sich quälen zu können und zu wollen (12 Std. Fahrzeit gab’s auch) und ein gutes Nervenkostüm - verbunden mit dem Geschick auf der Straßenbegrenzungslinie fahren zu können, wenn links die LKW’s bedrohlich nahe kommen und rechts die Straße abrupt ins Tal abfällt.

„Mit Rennrad und Kreditkarte unterwegs“ wäre sicher auch ein passender Titel für diese Art zu reisen.

 

(Wie immer erwartet mich meine Frau übrigens am Ende einer Tour mit dem PKW, in dessen Kofferaum das Fahrrad für die Rückfahrt verschwindet.)
 


Mein neues Fahrrad seit September 2016: Stevens Xenon mit Ultegra - Bauteilen.
Sehr sehr fein.